<- Orgeln

Marien



Erbaut von Hans Füglister, Grimisuat VS
Baujahr 1989 | III/P/44

Das heutige Instrument

Die neue Orgel sollte die hohe Kultur der Kirchenmusik, wie sie seit dem Bestehen in der Marienkirche gepflegt wurde, auch in der Zukunft weitertragen. Auf vielfache Weise und den ganzen Reichtum liturgischer Möglichkeiten nutzend, musste sie im Rahmen des gottesdienstlichen Geschehens ein-gebunden werden können. Sie sollte eine Bereicherung der Basler Orgellandschaft darstellen.

Nach der Evaluation von zehn verschiedenen Projekten aus dem In- und Ausland, musste ein Alternativprojekt in Auftrag gegeben werden. Um die Wirkung des bestehenden grossen Rosettenfensters zu wahren, wurde ein Konzept festgelegt, das eine entsprechende Anordnung und Teilung des Hauptwerks vorsah, um den Blick auf das Fenster freizuhalten. Man entschied sich, den Auftrag der Ausführung an Hans Füglister, Grimisuat VS zu erteilen. Das Gehäuse wurde durch Hans Peter Baur und Ken Komai überarbeitet, mit dem Anliegen, eine Synthese zwischen Massstäblichkeit, Materialisierung und Volumetrie des Raumes herzustellen. Das Gehäuse suggeriert eine klassische Bauweise, wobei die innere Anordnung nicht ganz konsequent eingehalten werden konnte (Pedal- und Hauptwerk sind nicht streng getrennt). Am 26. Februar 1989 konnte die Kollaudation der Orgel gefeiert werden. Besondere Beachtung fand in der Folge die Gestaltung des schönen und aufwendig gestalteten Gehäuses. Gekrönt wird das ausgewogene Orgelgehäuse seit 2015 mit einer Madonna aus der Zeit der Nazarener, die ursprünglich für die Maiandachten in der alten Kirche von Steinhausen (ZG) bestimmt war. Die gotische Madonna, die zuvor auf der Orgel stand, fand einen neuen Platz im rechten Querhaus.

Das Instrument bietet dem Organisten durch seine Anlage und Disposition breite stilistische Möglichkeiten. Auf der Marienorgel ist die französisch sinfonische Klangwelt am besten wiederzugeben. Bei der Revision durch die Firma Mathis wurde die Orgel 2015 neu intoniert und es wurden elektrische Setzerkombinationen und ein Crescendo eingebaut. Auch wurden die Wände, welche die Seitenemporen von der Hauptempore räumlich trennten und die Klangentwicklung der Orgel erheblich behinderten, sowie Schall absorbierende Deckenelemente oberhalb der Orgel entfernt. Seither bietet die Marienkirche hervorragende akustische Eigenschaften für den Orgelklang und für die Musik ganz allgemein.

Disposition

Grand Orgue  (I, C-g’’’)

Récit expressif  (III, C-g’’’)

Bourdon 16’
Montre 8’
Bourdon 8’
Gambe 8’
Prestant 4’
Flûte 4’
Quinte 2 2/3’
Doublette 2’
Fourniture IV 1 1/3’
Cymbale II 2/3’
Grand Cornet V 8’ ab f’
Trompette 8’

Bourdon 16’
Salicional 8’
Voix céleste 8’ ab ??
Flûte harm. 8’
Bourdon 8’
Flûte octaviante 4’
Octavin 2’
Plein-jeu IV 2 2/3’
Basson 16’
Trompette harm.
8’
Hautbois 8’
Tremblant

Positif  (II, C-g’’’)

Pédale  (C-f’)

Bourdon 8’
Gambe 8’ ab c
Prestant 4’
Flûte douce 4’
Nazard 2 2/3’
Doublette 2’
Tierce 1 3/5’
Mixture III-VI 1’
Cromorne 8’
Tremblant

Montre 16’
Soubasse 16’
Quinte 10 2/3’
Principal 8’
Bourdon 8’
Octave 4 ’
Fourniture IV 2 2/3’
Bombarde 16’
Trompette 8’
Clairon 4 ’

Normalkoppeln
Chant d’oiseau
Mechanische Spiel- und Registertraktur
Elektrische Manualkoppeln
Setzerkombinationen (Heuss)
Crescendo, automat. Pedal
2830 Pfeifen

Revision und technische Erweiterung:  Fa. Mathis, Näfels, 2015

   

 

 

Vorgängerinstrumente

Schon bei der feierlichen Konsekration der Kirche im Jahre 1886 konnte die erste Orgel ihren Dienst leisten. Sie war ein Werk der Gebrüder Klingler, Rorschach, mit 34 Registern und einer röhren-pneumatischen Traktur. Das Gehäuse wurde von Th. Klem aus Colmar erbaut.

 

Orgel von 1886 der Gebrüder Klinger, Rorschach

 

Wegen vieler Störungen musste diese Orgel im Verlauf der Jahrzehnte mehrmals repariert, z. T. neu gebaut werden. 1932 wurde das Instrument von der Fa. Ed. Schäfer & Co, Neue Welt BL, praktisch neu gebaut und unter Verwendung von 10 alten Registern auf 39 Register vergrössert. 1943 erfolgte eine wesentliche Veränderung durch den neuen Standort des Spieltisches. Anlässlich der totalen Innenrenovation der Marienkirche im Jahre 1958 musste die Orgel demontiert werden; nachher wurde sie durch Orgelbau Cäcilia, A. Frey, Luzern wieder aufgestellt, auf 42 Register ausgebaut und im Klang „barockisiert“. Die Ansicht zeigt die gehäuselose, offene Aufstellung des Instruments, die damals verschiedentlich in Mode war.

Diese Umstellung war unbefriedigend und erwies sich als störungsanfällig. Nach der letzten grossen Reparatur an der elektrischen Spieltischanlage 1977 war es klar, dass die alte Orgel ausgedient hatte; man sprach damals von maximal 10 Jahren weiterer „Lebensdauer“.