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Offene Kirche Elisabethen

Elisabethenstrasse 10-14
4051 Basel

 

Die Elisabethenkirche befindet sich im Zentrum der Stadt direkt neben dem Theater Basel. Sie gilt als die bedeutendste neugotische Kirche der Schweiz und stellt in Architektur und Ausstattung ein Zeugnis des Historismus dar.

Die von Christoph Merian und Margarethe Merian-Burckhardt gestiftete Kirche wurde nach Plänen von Ferdinand Stadler von 1857 bis 1864 erbaut. Dieser setzte sich in einem Architekturwettbewerb in der zweiten Runde gegen Joseph Caspar Jeuch durch. Jeuch gelang es nach der ersten Runde, einen gewissen Einfluss auf den Bau zu nehmen. Der Stifter sollte seine Kirche nie fertig sehen, denn er starb 1858 kurz vor der Grundsteinlegung. Christoph Merian finanzierte den Bau der Kirche in der Absicht, ein «Mahnmal gegen den Ungeist der Zeit», also gegen die Entchristlichung von Staat und Gesellschaft, zu errichten. Es war der erste Kirchenneubau in Basel seit der Reformation.

 

Innenansicht  

                                                                                              

                                                                                                        Steinkanzel mit «getarntem» Holzbaldachin
 

Das Kircheninnere wird geprägt durch den Bautypus einer dreischiffigen gewölbten Hallenkirche. Diese wird westlich durch das fünfseitige Chorpolygon und östlich durch die Vorhalle unter dem Turm begrenzt. Die Emporen sind über Zugänge in den Seitenfassaden direkt erschlossen, ebenso die ehemalige Privatloge des Stifterpaars gegenüber der steinernen Kanzel. Der öffentlich zugängliche Turm überragt mit seinen 72 Metern die Türme des Basler Münsters.

Speziell an der Elisabethenkirche ist das Kreuzrippengewölbe aus Backstein, welches in den Seitenschiffen zu sehen ist. Im 19. Jahrhundert waren in der Schweiz Backsteine rar und teuer; die Elisabethenkirche ist der einzige Bau in Stadlers Werk, wo genügend finanzielle Mittel für eine solche Konstruktion vorhanden waren. Anderenorts musste man auf Holzkonstruktionen zurückgreifen, die wie Steine bemalt wurden. Auch die Elisabethenkirche kommt nicht ganz ohne solche Sparmassnahmen aus: Der Baldachin der Steinkanzel ist in Wahrheit aus Holz. Solche Konstruktionen wurden spöttisch Schreinergotik genannt. Verglichen mit anderen um die gleiche Zeit entstandenen Bauten ist die Elisabethenkirche eher karg dekoriert und verschlossen gehalten. Ausmass und Dimensionen der typisch gotischen Wimperge und Fialen wurde auf ein Minimum beschränkt.

Unter der Bauleitung von Christoph Riggenbach wurde für den Bau eine Münsterbauhütte nach dem Kölner Vorbild eingerichtet, in dem Handwerker und Baukünstler ihre Arbeit in den Dienst eines grossen Gemeinschaftswerks stellen. Dies in Übereinstimmung mit den religiösen Idealen des Stifters Merian. Die Bauhütte diente vielen angehenden Schweizer Architekten als praxisnahe Ausbildungsstätte.

Am 6. Juni 1864 fand der Eröffnungsgottesdienst statt. Zu dieser Zeit fehlten jedoch noch die Chorfenster, die ein Jahr später eingesetzt wurden. Im Innenraum steht eine historische Orgel, die 1862 vom Orgelbauer Joseph Merklin erbaut und 1949 erweitert wurde. 1866 wurde die Kirche von Merians Witwe der Kirchen- und Schulkommission übergeben. Das Stifterehepaar ist in der Gruft unter der Kirche in zwei Marmorsarkophagen beigesetzt, wo sich auch zwei Denkmalbüsten der beiden befinden, geschaffen von H.R. Meili und Ferdinand Schlöth.

Beim Besteigen des Turms werden verschiedentlich vernietete oder verschraubte Stahlträger sichtbar, wie sie auch beim Eiffelturm verwendet wurden. Zur Zeit der klassischen Gotik war eine solche Technologie selbstverständlich nicht vorhanden. Nur Dank dieser Innovationen war es möglich, in einer Bauzeit von nur sieben Jahren mit einem begrenzten Budget die Kirche fertigzustellen.

In den 1980er Jahren sollte die Kirche abgerissen werden, was aber von interessierten Bürgern verhindert wurde. Der Neubau des Theaters hatte 1975 den solitären Charakter der Kirche massiv beeinträchtigt. Inzwischen hat jedoch ein Umdenken stattgefunden und historistische Bauten werden wieder geschätzt. Dadurch wurde es möglich, die Kirche zwischen 1990 und 1994 umfassend zu renovieren. Dies geschah auf sanfte Art: Viele Details aus der Bauzeit sind heute noch erhalten. So prangt am reich verzierten Türschloss des Seitenportals (im Raum dahinter wird heute eine Bar betrieben) die Jahreszahl 1863. Seit der Renovation wird die Elisabethenkirche von einem ökumenischen Verein als «offene Kirche» betrieben. Neben Gottesdiensten wird die Kirche auch kommerziell für Konzerte und Hochzeiten genutzt.

http://www.offenekirche.ch