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Dom Arlesheim



Erbaut von Johann Andreas Silbermann, Strassburg
Baujahr 1761 | III/P/36

Die Orgel von Johann Andreas Silbermann

Die Orgel besass ursprünglich 32 Register, verteilt auf drei Manuale (Hauptwerk, Rückposi­tiv, Echo) und Pedal. Die Klangfarben entsprechen weitgehend denjenigen einer französischen Barock-Orgel und zeichnen sich deshalb durch einen speziell grossen Reichtum aus.

Typisch für französische Orgeln ist der verhältnismässig grosse Anteil an Zun­genregistern. (Trompette, Voix humaine, Cromhorne, Basson). Bei den Zungenpfeifen entsteht der Ton nicht wie bei den häufigeren Labialpfeifen durch die Schwingung der Luftsäule in der Pfeife sondern durch die Schwingung eines kleinen Messingplättchens (vgl. Mundstück eines Rohrblattinstrumentes wie z.B. Klarinette).

Andere typisch französische Register sind die Kornette. Das Kornettregister (französisch: Cornet) klingt, wie der Name sagt, ähnlich wie ein Blechblasinstrument und kommt in Arlesheim gleich viermal vor, nämlich zweimal im Hauptwerk, einmal im Rückpositiv und einmal im Echo. Beim Kornett wird jeder einzelne Ton durch 5 verschiedene, gleichzeitig klingende Pfeifen erzeugt. Die grösste Pfeife liefert dabei den Grundton, die anderen vier verstärken seine natürlichen Obertöne so, dass die charakteristische Kornett-Klangfarbe entsteht.

Die Kombination von Zungen- und Kornettregistern ergibt das glanzvolle «Grand Jeu», eine Klangfarbe, die eigentlich ausschliesslich mit französischen Orgeln erzeugt werden kann und in Arlesheim nicht zuletzt der ausgezeichneten Akustik wegen besonders schön zur Geltung kommt.

Daneben besitzt die Arlesheimer Orgel aber auch eine Reihe sanfter Stimmen. Zauberhaft sind vor allem die Silbermannschen Flöten: Die tiefere Version in den drei Manualen heisst jeweils Bourdon 8′, die höhere Version, in Arlesheim nur im Rückpositiv vorhanden, ist die Flûte 4′. Im Pedal sind es Subbass 16‘ und Oktavbass 8‘.

Hervorragend klingen auch die Prinzipalregister. Das sind die Haupt-Register, die zwar jede Orgel besitzt, in Arlesheim jedoch von einer ganz aussergewöhnlichen Qualität sind. Sie heissen Montre 8′, Prestant 4′ und Doublette 2′. Ein Teil der Montre- und Prestantpfeifen ist in den Prospekten des Hauptwerks und des Rückpositivs zu sehen.

Besonders effektvoll ist das Spiel mit dem Echo. Silbermann hat nur seine grösseren Instrumente mit einem dritten Manual (Echo) ausgestattet, und wenn, dann in der Regel nur mit den beiden Diskant-Oktaven. In Arlesheim hingegen realisierte er im dritten Manual auf separaten Windladen auch die beiden Bass-Oktaven.

Disposition

Hauptwerk

Rückpositiv

* Bourdon 16′
* Montre 8′
* Bourdon 8′
* Prestant 4′
* Nazard 2 2/3′
* Doublette 2′
* Tierce 1 3/5′
* Sifflet 1′
Fourniture 3fach
Cymbale 2fach
* Cornet 5fach (ab c’)
Trompette 8′ (Bass/Disk.)
Voix humaine 8′

* Bourdon 8′
* Prestant 4′
* Flûte 4′
* Nazard 2 2/3′
* Doublette 2′
* Tierce 1 3/5′
Larigot 1 1/3′
Fourniture 3fach
Cromorne 8′

Récit/Echo

Pedal

* Bourdon 8′
* Prestant 4′
Nazard 2 2/3′
Doublette 2′
Tierce 1 3/5′ (Disk.)
Basson/Trompete 8′

* Subbass 16′
* Octavbass 8′
Quinte 5 1/3′
Prestant 4′
Fourniture 3fach
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clarion 4′     
                   

Koppeln:  RP/HW, HW/Ped

* Silbermann-Register von 1761

 

http://www.domkonzerte-arlesheim.ch/

 

Klangbeispiele:
CD "Hommage à Silbermann, 250 Jahre Silbermann-Orgel im Dom zu Arlesheim"
Es spielt:  Jean-Claude Zehnder, Domorganist
 
Literatur:
Jean-Claude Zehnder, Die Silbermann-Orgel im Dom zu Arlesheim, Verlag Schnell+Steiner, 2007
Die Orgeln des Doms zu Arlesheim - mit Beiträgen von Rudolf Walter, Marc Schaefer, Jean-Claude Zehnder und Peter Koller, herausgegeben vom Verkehrsverein Arlesheim 2011, 2. Auflage