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Johannes Maria Vianney, Muttenz



Erbaut von Orgelbau Kuhn AG
Baujahr 2020 | III / P / 31

Zwei Orgeln befinden sich in der katholischen Kirche Johannes Maria Vianney in Muttenz.

Das barock konzipierte Orgelpositiv von Bernhard Fleig, Basel (2002) ist ein reichhaltig verziertes Bijou mit vielseitigen musikalischen Möglichkeiten. Der vokal geprägte gravitätische Klang erfüllt die ganze Kirche mit wohliger Wärme. Das Instrument steht auf einem fahrbaren Gestell und ist deshalb zum Begleiten von Solisten und Chören sehr flexibel einsetzbar. In der Abmessung höher konzipiert als normale Truhenorgeln, lädt es zum Spielen im Stehen ein und bietet u. a. für den ab F offenen Holzprinzipal 4 ' genug Platz. Weitere Besonderheiten sind das Regal 8 ' (nach Nikolaus Manderscheidt 1635), die "spanische Teilung" der Klaviatur in Bass und Diskant sowie die Möglichkeit der Transposition durch Mechanikverschiebung (415 / 440 Hz). Die Pfeifen sind mit Stimmvorrichtungen für alle gängigen historischen Stimmungen versehen.

Disposition_Fleig-Positiv.pdf

 

Die neue Orgel "Himmelsleiter" der Orgelbau Kuhn AG, Männedorf (2020) wurde unter der Leitung von Konstrukteur Claude Lardon und Intonateur Gunter Böhme von Januar bis April 2020 - während der stillen Zeit des "ersten Lockdown" - eingebaut.  Die Disposition orientiert sich am französisch-elsässischen Orgelbau des 19. Jahrhunderts. 31 klingende Register (plus 2 Transmissionen, 2 Verlängerungen und 2 Effektregister) sind auf 3 Manuale (Grand Orgue, Positif, Récit) und Pedal verteilt. Die Orgel beeindruckt mit einem farbenreichen Klangspektrum vom subtilsten Pianissimo bis zum kathedralartig strahlenden Plenum. Selten gehörte Besonderheiten sind u. a. die Zungenstimme Ophicleide 16 ' im Pedal (gebaut nach Originalmensuren der Callinet-Orgel in Turckheim), die restaurierte durchschlagende Clarinette 8 ' im Récit (ursprünglich aus einer Welte-Orgel) sowie das  Effektregister Carillon im Positif (eine Einbau-Celesta aus dem Hause Schiedmayer).

Gehäuse, Prospekt, Farbfassung und Oberflächenbehandlung wurden in enger Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege Baselland entworfen. Die Konstruktion eines Stützpfeilers gefolgt von einem grossen Mauerdurchbruch an der Hochwand des Chorraums ermöglichten die Reduzierung des sichtbaren Volumens sowie die Platzierung der Windversorgung und des Schwellkastens im Nebenraum über der Sakristei. Rund acht Tonnen wiegt die Orgel, sie liegt freitragend, quasi schwebend, auf vier auskragenden Stahlträgern. Hinter dem Prospekt sind die Werke klassisch in C- und Cis-Seite aufgebaut und stehen grösstenteils auf einer Ebene. Positif und Récit stehen in einem gemeinsamen Schwellkasten, dessen enorme Schwellwirkung akustisch linear verläuft. Zusammengekoppelt können beide Werke als ein grosses Werk mit vielen Klangfarben betrachtet werden, einzeln gespielt, erweitern sich die Möglichkeiten unter anderem fürs Cantus-firmus-Spiel. Der Spielschrank steht ebenerdig und um 90° versetzt unter dem Gehäuse, das bietet dem Organisten optimalen Kontakt zu Solistinnen und singender Gemeinde.

 

Blick ins Schwellwerk

Blick ins Schwellwerk

 

Detailansicht "Celesta" während der Fertigung

 

Trompette und Ophicleide im Pedal.JPG

Während der technischen Montage.JPG

Disposition_Kuhn-Orgel.pdf

 

Informationen zur Vorgeschichte, Orgelbroschüre zum Download, Konzerte etc.:

https://rkk-muttenz.ch/orgel

https://www.orgelbau.ch/de/orgel-details/114730.html

 

Texte und Photos:  Christoph Kaufmann